Bericht Mobilitätstraining in Hilchenbach, Harald Benz
Im Frühjahr diesen Jahres sprach mich Frau Henrichs-Neußer an, ob wir als MS-Kreis Interesse hätten an einem Mobilitätstraining bei Ihnen in der Klinik.
Frau Henrichs-Neußer ist in der Celenus Klinik in Hilchenbach zuständig u.a. für die Öffentlichkeitsarbeit. Sie leitet u.a. auch die Gruppe Selbsthilfe, wo wir letztes Jahr auch einen Stand in der Klinik hatten, um den MS-Kreis hier vorzustellen und neue Mitglieder zu gewinnen.
Nach Rücksprache mit Petra Santen und Heinz-Wilhelm Uphoff, luden wir Frau Henrichs-Neußer in die Freitagsgruppe ein, das Projekt vorzustellen.
Das Mobilitätstraining oder auch Rollstuhltraining ist eine Studie des FIBS (Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport). Diese steht unter dem Titel „Mobilität 2020 – mehr Training – mehr Mobilität – mehr Teilhabe für Rollstuhlnutzer“.
Ziel ist es für noch aktive Rollstuhlfahrer besonders den Krankenkassen auch aufzuweisen, dass alleine die Versorgung eines Patienten mit einem (hoffentlich für den Patienten richtigen) Rollstuhl nicht ausreicht. Ein Training, ein erlernen des richtigen Umgangs mit dem Hilfsmittel auch zwingend Notwendig ist.
Das Interesse war vorhanden und einige Mitglieder meldeten sich begeistert zu den Terminen an.
Der erste Termin war am 30.06., der zweite am 28.07.
Der MS-Kreis war mit sieben Teilnehmern vertreten. Es begann morgens um 9.00 und endete nachmittags gegen 17.00.
Zuerst wurden wir herzlichst begrüßt von Frau Henrichs-Neußer und dem Projektteam des FIBS. Danach machten wir uns direkt schon an die „Arbeit“. Zuerst wurde in einem kleinen Parcours festgestellt, welche Fähigkeiten jeder Rollstuhlfahrer/in schon hat und notiert.
Danach ging es an die ersten Übungen, um neues zu lernen oder vorhandenes Wissen mit dem Umgang des Rollstuhls zu vertiefen.
Zuerst das grundlegendste: Wie bewege ich mich voran? Das eine richtige Sitzposition und das Umgreifen des Greifreifens wichtig ist, lernten wir schnell.
Nach dem Vorwärtskommen, kommt das Anhalten. Was hier zu beachten ist und welche Fehler gemacht werden können, welche auch Schmerzhaft sein können, wurde uns dann gezeigt.
Das ganze Training macht einen natürlich auch hungrig. Hier hat die Celenus Klinik eine kleine Überraschung für uns bereit gehabt. An dem ersten Tag, war es schön sonnig und warm. Was macht man im Sommer an so schönen Tagen?
Grillen natürlich! Die Küche von der Celenus Klinik hat ein schönes BBQ aufgebaut und hat uns mit leckeren Steaks, Würstchen und Salaten überrascht und uns wieder zu Kräften für den Nachmittag gebracht.
Nach dem leckeren Mittagessen und einer kleinen Pause, ging es weiter. Leider bestehen Wege nicht nur aus einer geraden Strecke, auch mit vielen Hindernissen muss man umgehen können. Hier wurde eine kleine Übungsstrecke aufgebaut, um langsam unter Anleitung natürlich die ersten kleinen Hindernisse in Form von Seilen zu überwinden.
Die Hindernisse wurden natürlich auch mit der Zeit größer, so dass ein Bordstein mit Hilfe einer Turnmatte simuliert wurde. Damit nichts passiert, wenn der Teilnehmer den Rollstuhl vorne ankippt, damit er den Bordstein ohne Probleme überwinden kann, stand natürlich immer jemand von dem Projektteam beiseite und sicherte den Rollstuhlfahrer/in ab, damit nichts passieren kann.
Eine kleine Stärkung gab es natürlich auch am Nachmittag. Kaffee und Kuchen
motivierten uns für den letzten Teil des Tages. Die Klinik besitzt eine kleines Parkhaus unter der Klinik. Dieses durfte auch jeder Teilnehmer benutzen, wenn vor der Klinik kein Parkplatz frei war. Der Weg zu diesem Parkhaus hat schon ein ordentliches Gefälle.
Hier konnte jeder, das Erlernte direkt im Außenbereich anwenden. Nicht jeder Weg ist ja horizontal. Mit der richtigen Technik, entweder im Slalom oder mit sachtem Bremsen, war man unten. Mit der gleichen Slalom Technik bzw. rückwärtsfahrend, erreichte man auch wieder, dass man wieder oben angekommen war.
Der erste Tag war schon vorbei. Damit das Erlernte auch daheim weiter angewendet und vertieft werden kann, stellte das Team FIBS eine Homepage allen Teilnehmern zur Verfügung, wo die Inhalte nachgelesen werden können und mit Videos veranschaulicht wurden.
Damit auch ein Außenstehender weiß, dass der Umgang mit einem Rollstuhl nicht ganz einfach ist und mit welchen Problemen jeder zu kämpfen hat, hat Frau Henrichs-Neußer das ganze Training auch mitgemacht. Sie kann sich jetzt auch in die Lage versetzen, mit welchen Problemen man zu kämpfen hat und das in der Klinik mit einfließen lassen und manche Sachen optimieren.
Weiter ging es am 28.Juli. Es war sehr heiß an diesem Tag.
Wieder wurden wir von Frau Henrichs-Neußer und dem Team FIBS begrüßt, kalte Getränke und Kaffee standen wieder bereit.
Nach einer kleinen Feedback Runde, legten wir mit einer kleinen Aufwärmrunde, um die wichtigsten Grundtechniken nochmal zu wieder holen, los.
Aufgrund der drückenden Hitze viel das Programm dieses mal kleiner aus, damit keine Überlastung auftritt.
Nach dem kleinen Aufwärmprogramm, wurde nochmal das Ankippen der Vorderräder geübt.
Der Vormittag war schon schnell vorbei und nach einer Stärkung zum Mittag, ging es an größere Herausforderungen.
Wir fingen mit dem Befahren von „kleinen“ Hindernissen an. Wir begannen mit einer kleinen Sportmatte mit einer Höhe von 6cm, und steigerten uns bis auf die doppelte Höhe. Da ein Bordstein nicht so schön nachgibt und das Befahren einfacher macht, wurde die Situation mit Holzbauten Realitätsnaher geübt.
Bordsteine sind die eine Art von Hindernissen, mit welcher eine Rollstuhlfahrer kämpfen muss. Wenn öffentliche Verkehrsmittel noch hinzukommen, kommen neue Herausforderungen auf einen zu. Vom Bahnsteig in den Zug, wer kennt es nicht, besteht immer eine Lücke zwischen Bahnsteig und Zug. Diese muss natürlich überwunden werden, ohne das die kleinen Vorderräder eines Rollstuhls dazwischen stecken bleiben. Je nach örtliche Lage, könne die Spalten schon einige Zentimeter betragen.
Auch hier hat das Team FIBS sich eine schöne Lösung zum üben der Situation sich ausgedacht. Es werden zwei Sportmatten mit einem mal größeren und mal kleineren Zwischenraum hintereinander gelegt.
In dem man nun während der Rollstuhl sich bewegt, vorne die Räder angehoben werden, können nur die Hindernisse überwunden werden. Eine nicht leichte Übung, aber mit Hilfe der Übungsleiter schaffte dies auch jeder Teilnehmer/in.
Nach einer kleinen Pause mit Getränken und Speisen, konnte jeder nochmal an seinen Defiziten üben, um diese zu verbessern, bevor es zum Schlusstest kam.
Der Parcours vom ersten Tag wurde wieder aufgebaut und jeder Teilnehmer musste ihn nochmal durchlaufen. Schnell sah man, dass sich die zwei Tage gelohnt haben. Jeder Teilnehmer konnte sicherer und besser sich durch den Parcours mit seinem Rollstuhl bewegen.
Nach dem anstrengenden, aber auch schönen Tag, wurden wir verabschiedet und es wird schon eine neue Aktion geplant. Lassen wir uns überraschen!
Zum Abschluss möchte ich mich (und wahrscheinlich auch alle Teilnehmer/innen) bei der Celenus Klinik Hilchenbach bedanken für die zwei tollen Tage, die super Bewirtung der Klinik durch die Küche und Frau Henrichs-Neußer, welche uns jeden Wunsch, welchen wir hatten, erfüllte.
Natürlich auch vielen Dank an das Team FIBS für das Training und an die Firma Rahm. Sie war auch anwesend und bildete das „Boxenteam“. Es wurden Rollstühle an den Benutzer angepasst und sogar schnelle Reparaturarbeiten wie zum Beispiel nach dem Reifenplatzer beim Michael Göbels Rollstuhl schnell und kostenlos ausgeführt.
Super! Vielen Dank allen!
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